Unsere Mission – Seegräser

Mehr als
nur Pflanzen

Seegräser

Die Seegräser (Zostera) sind eine Pflanzengattung in der
Familie der Seegrasgewächse (Zosteraceae)

Seegraswiesen sind in ihrem Bestand weltweit gefährdet. Das ist alarmierend, denn sie gehören zu den Lebensräumen mit der höchsten Primärproduktion. Sie säumen nahezu alle Küstenregionen der Ozeane und Randmeere und kommen auch in Ästuaren (1) vor. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den Tropen bis hin zum Polarkreis. Seegräser besitzen exzellente Eigenschaften eines Universaltalents; sie sorgen u.a. für eine gesunde marine Umwelt, tragen erheblich zum Klimaschutz bei, verringern durch ihre Bewurzelung im Sediment Bodenerosionen und verhindern weitgehend Auskolkungen an Küstenbauwerken.

(1) Als Ästuar wird allgemein das Mündungsgebiet eines Flusses bzw. das Delta eines Stroms bezeichnet, in dem das Süßwasser des Flusses auf das salzhaltige Meerwasser trifft und sich mit diesem zu Brackwasser vermischt. In jüngeren Europäischen Verwaltungsdokumenten spricht man auch vom so genannten „Übergangsgewässer“.

Seegräser wachsen auf Sandböden. Sie kommen je nach Wasserqualität von der Wasseroberfläche bis zu einer Tiefe von 40 m vor. In der Ostsee werden je nach Lokation nur Tiefen von 6 bis 10 m erreicht. Die weltweite Ausdehnung von Seegraswiesen beziffern verschiedene Literaturquellen mit etwa 600.000 km2. Das entspricht etwa der Fläche der Republik Frankreich.

Beunruhigend ist der im 20. Jahrhundert beobachtete signifikante Rückgang von Seegraswiesen weltweit. Die Angaben dazu variieren zwischen 1,5 bis ca. drei Prozent pro Jahr. Die Zahlen für die Nord- und Ostsee werden höher angesetzt, so dass die Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee die Bestände in der Ostsee inzwischen als stark gefährdet einstuft.

Am 1. März 2019 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) in New York die Jahre 2021-2030 zur „UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen“. Mit diesem Aufruf zum Handeln wird die Notwendigkeit anerkannt, die weltweite Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme massiv zu beschleunigen, um die Folgen der Klimaveränderungen zu bekämpfen, die Ernährungssicherheit zu verbessern, sauberes Wasser bereitzustellen und die biologische Vielfalt auf unserem Planeten zu schützen. Die Seegräser Zostera marina und Zostera noltii kommen in der Ostsee vor und werden hier als gefährdete Arten geführt. Damit fehlen auch ideale Laich- und Aufwuchsbedingungen für Heringe, Hornhechte und andere marine Organismen.

Wenngleich jüngere Beobachtungen erfreulicherweise eine gewisse Stagnation dieses Rückgangs feststellen, so muss dennoch beachtet werden, dass eine natürliche Wiederbesiedlung in großen Zeitskalen erfolgt. Meereswissenschaftler sprechen in diesem Kontext davon, dass diese selbst auf geeigneten Flächen Jahrzehnte dauern kann. Insofern sind unterstützende Maßnahmen erforderlich, um den Prozess der Wiederansiedlung von Seegraswiesen nachhaltig bei überschaubaren Kosten zu forcieren.

Namhafte Wissenschaftler des In- und Auslandes weisen seit Jahren auf die Bedeutung eines stabilen Seegrasbestandes für die Sauerstoff- und Kohlendioxidbilanz hin. Anders als die Flora in den tropischen Regen- wäldern sind Seegräser in der Lage, das klimaschädliche CO2 über die Wurzeln in den Meeresboden zu verbringen und dort bleibend zu deponieren. Außerdem konnten Wissenschaftler in mehreren Studien feststellen, dass sich in der Nähe von Seegraswiesen weniger krankheitserregende Vibrio-Bakterien (2) aufhalten.

Im Jahr 2021 machte die Bundesregierung mit ihrem Bericht „Seegras- wiesen gegen den Treibhauseffekt“ darauf aufmerksam, dass sich eine stabile Seegraspopulation positiv auf den Treibhauseffekt auswirkt.

(2) Eine wachsende Sorge für die deutschen Küstenstaaten ist die erwartete Zunahme von V. vulnificus-Infektionen, die von allen bakteriellen Krankheitserregern die höchste Sterblichkeitsrate beim Menschen aufweisen (Baker-Austin et al. 2017). Nach einer tödlichen V. vulnificus-Infektion beim Schwimmen vor Warnemünde im Sommer 2018 warnten die offiziellen deutschen Behörden erstmals immungeschwächte Menschen vor dem Schwimmen in der Ostsee.

Seegräser der Arten Zostera marina und Zostera noltii wachsen vorrangig auf sandigen Böden. Sand zählt zu den nicht-bindigen Bodenklassen. Er zeichnet sich durch eine nur geringe Schubfestigkeit gegenüber bodennahen Störungen aus (man kann in diesem Zusammenhang auch von Stabilität sprechen), was das Einsetzen von Bodenerosionen bei Seegang und / oder Meeresströmung erheblich begünstigt. Großflächige Seegraswiesen wirken diesem Prozess wirkungsvoll entgegen, indem sie mit ihren Wurzeln und Rhizomen das Sediment verfestigen und mit ihren Blättern die kinetische Energie der bodennahen Meeresströmung dämpfen.

Diesen Effekt kann man aus wasserbaulicher Sicht zum Küstenschutz allgemein aber auch gezielt zum Schutz vor Versanden von Fahrrinnen insbesondere kleinerer Hafenzufahrten oder auch zur Unterbindung von Auskolkungen an Küstenbauwerken, Pipelines und Unterwasser- Kabeltrassen gezielt ausnutzen.

Erfahrungen lehren zudem, dass großflächige Seegraswiesen auch aus sicherheitsrelevanter Sicht bedeutungsvoll sind. Sie schränken die Mobilität militärischer Altlasten aus den beiden Weltkriegen in Nord- und Ostsee erheblich ein.

effizienter CO₂ Speicher

schnelle und nachhaltige
Kohlenstoffspeicherung

Errosionsschutz

wirksame Fixierung von
Bodenstrukturen

vielfältiges Ökosystem

Lebensraum für zahlreiche
Lebewesen

Seegräser:
Klimaretter und
wertvoller
Küstenschutz

Seegräser spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung von maritimen Ökosystemen und haben sie ein beachtliches Potenzial beim Klimaschutz. Laut der neuesten Forschung speichert ein Quadratkilometer Seegras fast doppelt so viel Kohlenstoff aus klimaschädlichem CO2 wie ein Wald an Land. Schätzungsweise rund 80 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr können so mit Hilfe von Seegrasfeldern gebunden werden.